Samstag, 3. Januar 2004

Der krönende Abschluss
der alljährlichen Belästigung: Die kreischenden Horden der katholischen Kirche, die auf unsereins unter dem Vorwand "Sie sind jung und wollen das Geld" losgelassen werden.

Sternsinger nennt sich das Pack, das durch die Strassen zieht und Türen beschmiert. Weil es ja als Brauchtum deklariert wird, muss keiner von denen mitsamt Verursacher im Rahmen von zero tolerance ein paar Stunden Grafitti putzen gehen. Der Gipfel: Sie tun es bei Tageslicht, entlocken ihren Kehlen ein jämmerliches Gebrüll, gegen das jeder Esel wie Caruso klingt, und sie wollen Kohle dafür.

Bis vor ein paar Jahren war das nie ein Problem. In meiner Jugend waren es Kids aus der Nachbarschaft. Die besorgten sich aus den Auspüffen von LKWs heftigen Russ, beschmierten sich, kamen vorbei, krakelten was an die Tür und kassierten die üblichen Süssigkeiten, die wohl von Weihnachten noch übrig waren - bei uns bekamen sie ein paar Tüten Tropi Frutti. Die wurden auf dem Weg zur nächsten Tür schnell gefressen, bis die Typen kotzen mussten. Falls noch andere Plünderer kamen, gab es eine Schneeballschlacht um das Revier, oder, falls der Schnee ausgeblieben war, eine brutale Massenschlägerei. Das ganze war also eindeutig bayerisches Brauchtum, wie es geschrieben steht.

Doch vor ein paar Jahren begann die katholische Kirche eine Hasskampagne gegen dieses unschuldige Kindervergnügen. In eigens dazu einberufenen Pressekonferenzen, die wahrscheinlich mehr Geld kosteten als ein afrikanisches Dorf in 20 Jahren braucht, wurde kundgetan: Das seien keine Sternsinger, die hätten mit Christentum nichts zu tun - und statt dessen sollte man nur von der Kirche lizensierte Sternsinger beschenken. Und zwar bitte mit Geld. Sonst interessiert die nix. Und nur solche Typen dürfen an die Türe einen Segen anbringen, der nach Angaben der Oberen auch wirkt.

Nun gab es wohl manche Journalisten, die in ihrer Jugend selbst marodierend durch die Strassen gezogen waren, und manches Wort der Oberen war, mit Verlaub, allenfalls von einem Geist erfüllt, den man normalerweise in Wodka antrifft. Die Kriminalisierungsversuche kamen oft ziemlich schlecht an, und bei all dem Gekeife blieb die Nächstenliebe erkennbar auf der Strecke. Kurz, die Resonanz war erbärmlich.

Deshalb hat die Kirche eine neue Taktik: Die des präventiven Erstschlags. Gestern, auf dem Weg zum Einkaufen, traf ich auf einen Haufen von ein paar Dutzend mittelalterlicher Schreckschrauben mit so verkniffenem und lustfeindlichem Gschau, dass ich mich instinktiv fragte, wie die wohl zu ihren Blagen gekommen sind, weil Sex, das kann es einfach nicht gewesen sein. Und auch die paar Männer, entweder fettig-langhaarig mit Schmerbauch und dem Gesichtsausdruck eines Metzgers, der eine Sau sieht, oder klapperdürr mit Lennonbrille, Halbglatze und Stoppelfrisur und einem irren askethischen Savonarola-Blick in den Augen, gehen wahrscheinlich noch nicht mal unter Vollnarkose als Geschlechtspartner durch. Trotzdem musste es irgendwie geklappt haben, denn dabei waren auch viele Kinder, die sich um Klamotten aus Waschkörben rissen. Dazwischen stand ein grinsender Kirchenmann und verteilte Stangen mit aufgepflanzten Sternen. Ich bin ja der höflichste Mensch von der Welt, aber ich bekam schon vom Zuschauen den Wunsch, etwas ganz böses zu sagen.

Heute nun traf ich auf der Strasse einen Bengel mit Weihrauchfass, das heisst, erst erroch ich den Gestank, dann sah ich ihn. Von Weihrach wird mir kotzübel, also wechselte ich die Strassenseite und machte, dass ich heimkam, nur einen Block weiter. What the f*ck ist hier bitte los?

Dachte ich noch, als es schon an meiner Tür klingelte. Einmal. Ne, keinen Bock. Ich bereite gerade die Sendung vor. Und hier oben ist noch nicht aufgeräumt. Zweimal. Es reicht, Drei-ei-ei-eimal JA! JA F*ck ich komme! Und ich liebe Gegensprechanlagen. Ja bitte?

Sternsinger.

(fassungslos)....

s...s-sternsinger von der St. irgendein-heiliger-von-dem-ich-mal-seine-antisemitischen-einlassungen-gelesen-habe-Kirche

WAS?

Wir sind die heiligen drei Könige und bringen die Kunde dass der Messias geboren....

Hey, Moment mal, ja! Ich habe durchaus mitgekriegt, dass Weihnachten war, ok? Aber heut ist erstens nicht der 6. Januar, also ganz schlechter Zeitpunkt für Euch, und zweitens ist Eure Story, wenn sie nicht nur erfunden ist, ne Ecke her, also bitte, where´s the news?

Äh...

...

...

(Fussgetrappel, sich entfernend)

Der neue Trick der Kirchen gegen die unliebsame Konkurrenz: Die eigenen Leute drei Tage früher auf die Piste schicken. Do schaug o. Hund san´s scho, wie man hier in Bayern sagt. *schüttelt den Kopf und spendet lieber für Wischnewskis Bethlehemprojekt*

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Mal die Kirche
fragen, wie hoch die Franchise-Gebühren sind...

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Hass vergiftet Dich!
Hi, uceda,

mit einer herzlichen und vor Moralin nur so triefenden Überschrift melde ich mich mal im Neuen Jahr :-) Man gut, daß erst mal bis Ostern Pause ist (und das eigentlich wichtigste Fest vonne Christenheid eher zurückhaltend celebriert wird).

Eigentlich wollte ich Dir ja einen Link zum Aggressionsabbau (wow, 3 Doppelkonsonanten in einem Wort!) empfehlen. Allerdings ist mir beim Namen irgendwie schlecht geworden. Natürlich würde "Niko-Ballern" den "spielerischen" Tatbestand, daß hier Comic-Nikolause in Moorhuhn-Manier weggepustet werden, nur kaschieren, das Ballern selbst bliebe. Aber the name of the game "Nikolaus Genozid" finde ich dann doch ziemlich scheiße. Naja. Also der Link ist

http://www.lismal.ch/home/

So long,
mischa
der sich schon mal den 10.1. für's online-Hören notiert hat (ähmm, der 10. ist n Samstag, im Programmplan steht chuzpe aber für Sonntag - was'n nu?)

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Lieber das hier
http://www.clickpix.de/weihnachtsmannweitwurf.htm

Bitte nicht die Elfen oder den Rotrock in den Abgrund stürzen lassen - und ich kam auf 350,4 Meter!!!

beat dis.

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This one made my day, uceda.

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GANZ wichtig damals auch: Beim Sternsingen haben die Buben sich traditionell den ersten Rausch geholt. Ich kann mich noch erinnern, wie meine fassungslose Mutter seinerzeit von St. Pius meinen bleichen und schwankenden, erst neunjährigen Bruder heimgebracht hat.

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Tja, richtig
Grauslig, das. Und alles mit Segen der kirche, die bekanntlich in den Bundesländern gedeiht, wo der Alkoholkonsum floriert.

Im Mittelalter kämpften die Klöster übrigens erbittert um das Privileg, in den Städten als einzige Bier brauen zu dürfen. Was sagt uns das?

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