Sonntag, 7. November 2004

Heute
sollte eigentlich Sendung sein - aber nachdem ich mir bei der US-Wahlparty den Fuss verknakst habe, konnte ich nicht fahren, Flüge waren auf die Schnelle nicht zu bekommen - und so wird das Ganze eben um eine Woche verschoben.

Offen gesagt, bin ich nicht wirklich traurig deshalb. Es ist immer so eine Krux ein Problem mit dem 9. November. ja, die Reichspogromnacht ist ein historischer Einschnitt, ein Verbrechen, eine Schande - aber der Jahrestag ist kein jüdischer Teiertag, und das ist auch gut so. Man steht in den Tagen davor immer vor der Frage, ob man den Tag abhandeln soll. Ich tue mit mit meinem privaten Gedenken in der Öffentlichkeit extrem schwer -nicht, weil mir die Geschichte egal ist, aber es ist nun mal eine persönliche Sache, und nur bedingt radiotauglich, wenn man dann schon ein paar Tage vorher einen auf betroffen macht.

So aus dem Bauch heraus käme eher die Anwort, dass das beste Mittel gegen den am 9. November zu gedenkenden Todeswunsch gegen "die Juden" eigentlich "die jüdische Lebensfreude" ist, denn dagegen richtete sich der Mob 1938, und das einzige, was man an Positivem aus dem Datum mitnehmen kann, ist, dass die Vernichtung der Juden nicht vollständig ist, dass es weitergeht und weitergehen wird, und dass die Verbrecher von damals entweder tot sind oder in den nächsten Jahren sterben werden - und wenn es nicht schmerzfrei ist, fände ich das nicht zwingend problematisch, so gutmenschlich bin ick ooch nich.

Wie auch immer. "Juden umbringen ist kein jüdisches Thema", sagt man oft, und Gedenken sollte man natürlich, nur - wiegesagt, ein schwieriges Thema. Zumal die öffentlichen Veranstaltungen zum 9. November oft nicht einer gewissen absurden Komik entbehren, wenn beispielsweise Kids, die den Komplex wegen ihrem Alter noch gar nicht erfassen können, dann zu irgendwelchen seltsamen Textvorleseritualen gebracht werden. Man wird sich über kurz oder lang auch mal mit der Frage auseinander setzen müssen, ob jede Gedenkveranstaltung allein durch den Anlass schon gut ist. Ich denke, befürchte, dass es ebenso gute, schlechte und verzichtbare Veranstaltungen gibt,wie etwa guten, schlechten oder verzichtbaren Sex...

Und damit haben wir ein Stichwort, um uns anderen themen zuzuwenden - also, geht der Rabbi zu seiner Frau und sagt...

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