Mittwoch, 3. November 2004

Rausgehen
An die kühle Nachtluft. Fuckit sagen. Hier darf man das noch, in Amerika wird das bald anders. Die Übelkeit beim Gedanken an die grinsende Schimpansenfratze verdrängen.



Und dann wird es auch noch Winter. Naja. Wieder rein gehen. Ach so, über Chabad wollten wir ja noch reden. Der Kampf geht weiter.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Deja vu
Vor vier Jahren war der Morgen kalt, aber sonnig, der Himmel stahlblau, und das Mädchen, das wie immer zu spät ins La Boheme in der Türkenstrasse kam, war noch sehr unausgeschlafen und roch nach Bett. Sie sagte, sie hasse es, dass Bush gewonnen hatte - das Drama in Florida hatte sie noch nicht gehört. Wir sassen sehr lange da, sprachen über eine Zukunft, die dann ganz anders wurde, sie wollte wirklich nichts zum Essen und pickte dann doch alleine den Salat weg, und trotz aller Hoffnung lag der Mehltau der Katastrophe über allen Worten.

Heute, vier Jahre später, ist in München Föhn, der Himmel ist wieder blau, und im La Boheme sitzen vielleicht wieder zwei Menschen mit Hoffnungen.

Das Problem ist nicht, dass es immer so ist - das Schlimme ist, dass es letztlich nicht so sein müsste.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Ich kannte mal einen David Kaspar
Der wollte unbedingt Journalist werden. Ich weiss nicht, was aus ihm geworden ist; die Zeit ändert Leute manchmal sehr, sie werden dumm, verbiestert, extremistisch, humorlos und ironiefrei. Irgendwie fände ich es sehr schade, wenn aus dem kleinen David von damals der Typ wurde, der jetzt als Davids Medienkritik versucht, einen auf Deutschlands Rush Limbaugh zu machen. Gut, er schreibt so miserabel auf Deutsch, wahrscheinlich ist er nicht mein ehemaliger Bekannter. Es ist so armseelig, diese Anbiederung an die rechten Kreise Amerikas, der Applaus von ein paar bestenfalls kneifzangenkompatiblen Typen, seine Gier nach Anerkennung -

und jetz auch noch die Bettelei, weil seine Miesmacherei zu hohe Traffickosten verursacht; der Fluch des Erfolges, auch bekannt unter: So ist das nun mal, wenn man eine Horde Extremisten einen ausgibt. Oder: In der eigenen Kotze ersti

Dennoch: Der grosse Verlierer in Davids Augen: Die deutschen Medien. Weil er täglich 2000 Besucher hat. Au weia.

... link (8 Kommentare)   ... comment


Was ich gelernt habe
Ich war schon oft als Journalist auf Events, bei denen die Arbeit schnell gehen musste. Schreiben, zuhören, Stellen markieren, den Beitrag im Kopf schon mal zusammenfahren. Von einem Event bloggen sollte eigentlich nichts anderes sein.
Ist es aber.Es gab mal was Vergleichbares, 2000 in Wien bei der Eröffnung des EUMC in der Hofburg. Ich war dort mit den Aktivisten der Anti-Haider-Bewegung, von denen ein paar rein durften, die anderen aber draussen bleiben mussten. Doron Rabinovici und die anderen nutzten damals die Kommentarfunktion vom Standard, um die da draussen schnell über die Ereignisse rund um die Skandalnudel Ferrero-Waldner und die ÖVP-Freaks zu informieren. Das war ähnlich schnell, und ging ähnlich völlig am eigentlichen Thema vorbei wie heute Abend.



Als Journalist war der Event verlorene Zeit. Keine relevanten Aussagen, etwas Smalltalk, aber ohne Netzwerk hatte man keine Ansprechpartner, und die allererste Garde war auch nicht da. Man würde was halbwegs Nettes daraus machen können. Als Blogger ist das egal, man pfeift auf das Relevant Set, man kümmert sich nicht um die immer gleichen Phrasen, man schreibt einfach, was man sieht.

Und das ist dann auch die Krux, denn immer hängt einem jemand über die Schulter und will sehen, was man da tut. Und es ist schon seltsam, über das Buffet unter Beobachtung durch das Botschaftspersonal zu schreiben, oder über die alte Lady, die nur 2 Meter entfernt ist und jederzeit wieder gucken jkönnte, was der junge Mann da treibt. Man produziert anders als im Journalismus. Es mussen keine 3000 Zeichen Texte sein. Gesehen, geschrieben, watz, rein ins Netz. Einfacher, weil ohne Zusammenhang wie die Realität, schwieriger, weil der ununterbrochene Produktionszwang da ist. Und bei all dem Lärm wird man schnell müde.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Und weg
Irgendwann muss man mal weg vom Rechner. Prompt war jemand anderes dran, und nachdem es nicht mehr wirklich prickelnd war - die Cheerleaders zogen sich um, die Band baute ab, die Häppchen wurden weniger -war´s das.



Es waren viele nette Leute da. Teilweise echte Veteranen, die noch Gore/Lieberman-Buttons trugen. Viele Vertreter amerikanischer Organisationen in Berlin. Journalisten sowieso. Aber irgendwie war die Strecke bis zu den Ergebnissen zu lang, und nur um netten älteren Ladies das klicken auf Knöpfe und das Einrichten von Email-Accounts zu erklären (Er - can you show me this Ebay?), dazu war der 2,50 Euro/Stunde Parkplatz doch zu teuer. Warten und Bilder hochladen kann man auch hier, im Büro.

... link (8 Kommentare)   ... comment