Dienstag, 23. November 2004

Übrigens:
Wo steht eigentlich, dass die jüdische Bibel, die von manchen auch fälschlicherweise als "Altes Testament" bezeichnet und für die eigene Ideologie zurechtinterpretiert wird, public Domain ist? Wenn Deutschlands führender Toilettenpapierhersteller Bild eine "Volks-Bibel" bringt, darf man diese Frage schon mal stellen. Vor allem, wenn da Bischöfe noch ihren Segen dazu geben

Es ist doch so: Es hat 100% sicher und nachweislich, mangels Existenz, kein Christ an der jüdischen Bibel mitgeschrieben. Alle Autoren waren Juden. Ausserdem hat auch definitiv kein Bild-Redakteur mitgeschrieben; ich gebe durchaus zu, dass die frauenverachtenden Passagen der christlichen Bibel durchaus aus dem Hause stammen könnten, das die Treibjagd auf Sibel Kekili veranstaltet, aber das hat mit unserer Bibel nun mal absolut nichts zu tun. Also, wie bitte kommen die auf die Idee, einfach den Text zu klauen?

Und dann ist da noch was: Wenn das eine "Volksbibel" ist, wüsste ich gerne mal, wie die Bild das Wort "Volk" definiert. Denn ausser den Christen ist da keiner gemeint; Juden, die selbstverständlich auch zum deutschen Volk qua Pass und mittlerweile auch Überzeugung gehören, kriegen ein Ding serviert, in dem ihre eigene Geschichte als unverzichtbares, aber auch nicht wirklich besonders wichtiges Vorspiel für die Vorlage von "Life of Brian" präsentiert wird. Vielleicht sollte die Bild das Ding doch besser "Die völkische Bibel" nennen. Da weiss man dann, was man mit Dieckmanns Segen bekommt.

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Ach so, richtig, die Türme
Es gibt da diese jüdische Geschichte von den Typen, die in den Himmel bauen wollen und dabei versagen, weil irgendwann alle unterschiedliche Sprachen sprechen. Diese Geschichte hat sich jetzt im schönen München wiederholt. Auf der einen Seite sind die Parteien, die Wirtschaft, die Staatsregierung, die glauben, alles für den Fortschritt tun zu müssen. Und auf der anderen Seite sind die Bürger, die den Krempel vor die Nase gesetzt bekommen. In Sachen Hochhäuser in München konnte man idealtypisch sehen, wie Volksverdummung in Bayern praktiziert wird. Die medien stellten sich in den Dienst der Sache, und jeder wollte der lauteste Jubler sein.

Aber ungeachtet dessen sah jeder, der von der Münchner freiheit aus nach Noden blickte, die Zwingburg des Kapitals. Den Leuten war es vollkommen egal, ob das Ding einen berühmten Architekten hat und ob da so ein Promiberater ganz oben sein Büro hat, wie die Mastdarmakrobaten in den Medien zu wiederholen nicht müde wurden. Der Münchner als solcher will seine Ruhe, und keinen modernen Scheiss, der auffällt. Und es gibt ja genug davon und er kann auch bleiben, wenn er sich nur schön niedrig macht und in Unterföhring, in Riem oder in Perlach bleibt. Nur diese Türme, die waren eindeutig zu viel.



Deshalb ging der Münchner als solcher, und auch der jüdische Münchner, der dieses Blog hier betreibt, zur Urne, um denen da oben und ihren Jubelbabyloniern mal zu zeigen, dass die eine andere Sprache als unsereins sprechen. An den Urnen waren auch viele geschleckte Karrierestreber, dynamisches Jungvolk und Lederhosenlaptopianer, aber der Müncher als solcher hatte am Ende 50,8%, und denen da oben gezeigt, wo der Bartel den Most holt. Was als Redewendung übrigens aus dem jiddischen kommt, und auch endgültig klar ist, warum das hierm steht. Passt scho. Und den Dreck, den sie uns da vor die Stadt gesetzt haben, den macht der Münchner als solcher auch noch irgendwann weg. Wos bei dene Irakern in Babylon ganga is, des packan mia oiwei.

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