Montag, 22. November 2004
Sky Captain and Luft 46
uceda, 00:53h
Zuerst mal: Sky Captain and the World of Tomorrow ist ganz grosse Klasse. Zumal: Unsereins kann die Kinder schlecht in einen Weihnachtsfilm schleppen. Sky Captain ist das, was ich mir von einem Chanukka-Film erwarten würde; coole Helden, die mit Nazis aufräumen, in einem grandiosen Art-Deco-Ambiente und voller atemberaubender Bilder.
Nun ist die Grundidee uralt; fieser Oberdeutscher entführt Wissenschaftler und zwingt sie, an seinen Plänen zur Vernichtung der Welt mitzuarbeiten, und wird von gut aussehenden Helden gestoppt. Wer dachte, dass Hollywood langsam von seinen alten Lieblingsschurken Abschied nehmen muss, sieht sich getäuscht. Der Plot funktioniert noch immer.
Was etwas nachdenklich macht: Der Film spielt mit der Faszination weniger der 30er, als vielmehr der mittleren 40er Jahre. Will sagen: Was da an Waffen und Fluggerät zu sehen ist, kommt teilweise recht nah an "Luft 46" heran. Luft 46, darunter versteht man in Amerika die nie vom Zeichenbrett gekommenen Projekte der Luftwaffe. Wunderwaffen, wenn man so will. Natürlich denkt man oft auch an Begriffe wie "Alpenfestung" oder "Wolfsschanze", die Ideen des Oberschurken sind totalitär in jeder Hinsicht; es ist ein sehr überzeichneter Faschismus, um den es im Film geht, oder wäre es, wenn...
ja, wenn es nicht tatsächlich Projekte wie die Horten H IX gegeben hätte, deren Reste in Maryland rumstehen. Die Maschinen, die durch die Strassen New Yorks jagen, hätte es so oder ähnlich 1946 tatsächlich geben sollen, inclusive der Zerstörung New Yorks. Hier bei uns waren dann prompt auch Kids im Kino, die danach vom vermuteten Potential deutscher Wunderwaffen schwärmten - dabei war die H IX eine lahme Fehlkonstroktion, die beim einzigen Flug gleich eine Bruchlandung hinlegte.
Nun ist die Grundidee uralt; fieser Oberdeutscher entführt Wissenschaftler und zwingt sie, an seinen Plänen zur Vernichtung der Welt mitzuarbeiten, und wird von gut aussehenden Helden gestoppt. Wer dachte, dass Hollywood langsam von seinen alten Lieblingsschurken Abschied nehmen muss, sieht sich getäuscht. Der Plot funktioniert noch immer.
Was etwas nachdenklich macht: Der Film spielt mit der Faszination weniger der 30er, als vielmehr der mittleren 40er Jahre. Will sagen: Was da an Waffen und Fluggerät zu sehen ist, kommt teilweise recht nah an "Luft 46" heran. Luft 46, darunter versteht man in Amerika die nie vom Zeichenbrett gekommenen Projekte der Luftwaffe. Wunderwaffen, wenn man so will. Natürlich denkt man oft auch an Begriffe wie "Alpenfestung" oder "Wolfsschanze", die Ideen des Oberschurken sind totalitär in jeder Hinsicht; es ist ein sehr überzeichneter Faschismus, um den es im Film geht, oder wäre es, wenn...
ja, wenn es nicht tatsächlich Projekte wie die Horten H IX gegeben hätte, deren Reste in Maryland rumstehen. Die Maschinen, die durch die Strassen New Yorks jagen, hätte es so oder ähnlich 1946 tatsächlich geben sollen, inclusive der Zerstörung New Yorks. Hier bei uns waren dann prompt auch Kids im Kino, die danach vom vermuteten Potential deutscher Wunderwaffen schwärmten - dabei war die H IX eine lahme Fehlkonstroktion, die beim einzigen Flug gleich eine Bruchlandung hinlegte.
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rainald,
Donnerstag, 25. November 2004, 15:25
Das ist ja Unfug!
Ach uzeda,
Wahrnehmung ist schon ein interessantes Phänomen.
Zum Film: Er ist schlecht. Ein grandioses Art-Deco Szenario, gewiß, aber ansonsten? Eine Reihung von Zitaten aus Matrix, The wizzard of Oz, Star Wars, und vieles mehr aus dem Hollywood der 40er strecken die dünne Held-rettet-die-Welt-und-kriegt-die-Blondine-Story ins Unerträgliche, alles ist vorhersehbar und quälend dumm. In "Tote tragen keine Karos" kann man sehen, wie intelligent und witzig mit diesem Stoff umgegangen wird, hier nicht. Dort gibt es tatsächlich Nazis, in Sky Captain kommen keine vor: Die Bösen sind Roboter, zwar mit einem Totenkopf als Etikett, aber man sieht keine einzige SS-Uniform. Der pervertierte Wissenschafler stammt zwar aus Deutschland, er ist aber am Ende des Films schon lange tot und mumifiziert. "Forgive me" lautet seine Abschiedsnachricht. Eine dünne Auflösung, aber untypisch für Nazis, die kennen keine Reue. Aber wie schon oben: Man sieht die Welt, wie man es möchte. Denk Du ruhig an die Wolfsschanze, ich sehe da eher die Fritz Langs Metropolis.
Interessant ist vielmehr, wie sich die amerikanische Seele ins Retrofeeling flüchtet und mit modernster Technik nur einen Abglanz besserer Zeiten auf die Leinwand bringt. Hei, richtig böse Schurkenstaaten, eindeutige Siege und glückliche Befreite, die wünschen wir uns, nicht so eine böse komplizierte Welt. Du auch?
Wahrnehmung ist schon ein interessantes Phänomen.
Zum Film: Er ist schlecht. Ein grandioses Art-Deco Szenario, gewiß, aber ansonsten? Eine Reihung von Zitaten aus Matrix, The wizzard of Oz, Star Wars, und vieles mehr aus dem Hollywood der 40er strecken die dünne Held-rettet-die-Welt-und-kriegt-die-Blondine-Story ins Unerträgliche, alles ist vorhersehbar und quälend dumm. In "Tote tragen keine Karos" kann man sehen, wie intelligent und witzig mit diesem Stoff umgegangen wird, hier nicht. Dort gibt es tatsächlich Nazis, in Sky Captain kommen keine vor: Die Bösen sind Roboter, zwar mit einem Totenkopf als Etikett, aber man sieht keine einzige SS-Uniform. Der pervertierte Wissenschafler stammt zwar aus Deutschland, er ist aber am Ende des Films schon lange tot und mumifiziert. "Forgive me" lautet seine Abschiedsnachricht. Eine dünne Auflösung, aber untypisch für Nazis, die kennen keine Reue. Aber wie schon oben: Man sieht die Welt, wie man es möchte. Denk Du ruhig an die Wolfsschanze, ich sehe da eher die Fritz Langs Metropolis.
Interessant ist vielmehr, wie sich die amerikanische Seele ins Retrofeeling flüchtet und mit modernster Technik nur einen Abglanz besserer Zeiten auf die Leinwand bringt. Hei, richtig böse Schurkenstaaten, eindeutige Siege und glückliche Befreite, die wünschen wir uns, nicht so eine böse komplizierte Welt. Du auch?
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uceda,
Donnerstag, 25. November 2004, 21:59
Nö, ich nicht. Und ich denke, meine Aussagen kann ich auch belegen. Ich habe nur keine besondere Lust, auf die entsprechenden Seiten zu verlinken. Der Aufmarsch der Roboter ist Riefenstahl pur, und die Theorie des Professors, Vernichtung alles Seienden und der Aufbau einer neuen Welt paast gar trefflich zu Rosenbergs Mythos. In dem Film wurde dehr viel konsequent zu Ende gedacht, bei der Raketenbasis muss man eigentlich zwangsläufig an Mittelbau-Dora denken, und so weiter.
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