Dienstag, 23. November 2004

Ach so, richtig, die Türme
Es gibt da diese jüdische Geschichte von den Typen, die in den Himmel bauen wollen und dabei versagen, weil irgendwann alle unterschiedliche Sprachen sprechen. Diese Geschichte hat sich jetzt im schönen München wiederholt. Auf der einen Seite sind die Parteien, die Wirtschaft, die Staatsregierung, die glauben, alles für den Fortschritt tun zu müssen. Und auf der anderen Seite sind die Bürger, die den Krempel vor die Nase gesetzt bekommen. In Sachen Hochhäuser in München konnte man idealtypisch sehen, wie Volksverdummung in Bayern praktiziert wird. Die medien stellten sich in den Dienst der Sache, und jeder wollte der lauteste Jubler sein.

Aber ungeachtet dessen sah jeder, der von der Münchner freiheit aus nach Noden blickte, die Zwingburg des Kapitals. Den Leuten war es vollkommen egal, ob das Ding einen berühmten Architekten hat und ob da so ein Promiberater ganz oben sein Büro hat, wie die Mastdarmakrobaten in den Medien zu wiederholen nicht müde wurden. Der Münchner als solcher will seine Ruhe, und keinen modernen Scheiss, der auffällt. Und es gibt ja genug davon und er kann auch bleiben, wenn er sich nur schön niedrig macht und in Unterföhring, in Riem oder in Perlach bleibt. Nur diese Türme, die waren eindeutig zu viel.



Deshalb ging der Münchner als solcher, und auch der jüdische Münchner, der dieses Blog hier betreibt, zur Urne, um denen da oben und ihren Jubelbabyloniern mal zu zeigen, dass die eine andere Sprache als unsereins sprechen. An den Urnen waren auch viele geschleckte Karrierestreber, dynamisches Jungvolk und Lederhosenlaptopianer, aber der Müncher als solcher hatte am Ende 50,8%, und denen da oben gezeigt, wo der Bartel den Most holt. Was als Redewendung übrigens aus dem jiddischen kommt, und auch endgültig klar ist, warum das hierm steht. Passt scho. Und den Dreck, den sie uns da vor die Stadt gesetzt haben, den macht der Münchner als solcher auch noch irgendwann weg. Wos bei dene Irakern in Babylon ganga is, des packan mia oiwei.

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Das überrascht mich nun aber ...
Was haben Sie gegen ein paar Hochhäuser, die Akzente setzen? Die wenigen, die wir haben sind doch ganz ansehnlich und geben diesen Vororten wenigstens ein Gesicht. Ich glaube ja nicht, dass München nun gleich als Wirtschaftsstandort abgemeldet ist und das Wahlergebnis hatte ich so auch erwartet, aber Ihnen hätte ich etwas mehr Weltoffenheit zugetraut.

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Weltoffenheit? Mir? Nein, ganz ehrlich, ich liebe meine teils bayerisch, teils fränkische Heimat so wie sie ist, ich bin für ein Miteinander, aber diese "Akzente" sind etwas völlig anderes. Ich bin halt auch nur ein konservativer, alter Sack.

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