Mittwoch, 24. November 2004

In München steht ein Neonazi
vor Gericht, und es sieht gar nicht gut aus für ihn, nein nein. Schätzungsweise wird er längere Zeiten seines Daseins vor Walhalla die einschlägigen Parolen in die Wand einer Zelle ritzen müssen.

Nach dem Motto "Hart aber gerecht" hier ein Bild aus meiner Heimat mitsamt Geschichte, neudeutsch oral History.



Das hier ist ein mittelalterlicher Schlossgraben. Von oben hoch, von unten ziemlich sumpfig, zumindest war das noch so im April 1945. Also in der Zeit, als die US Army in diese Stadt einrückte; in deren Begleitung dann übrigens auch ein etwas angesäuerter Typ war, der hier etliche offene Rechnungen hatte: Mein Grossvater.

Nun hatte die Frau eines Obernazis, gewissermassen die braune Bloody Mary dieser Stadt und Multifunktionärin, monatelang damit zugebracht, die Frauen auf das gnadenlose Schicksal einzustimmen, das sie nach dem verlorenen Endsieg erwarten würde - all die grausigen schwarzen Monster, die da kommen würden, und ihre bestialischen Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Am Ende muss sie selbst daran geglaubt haben, denn als die Panzer mit dem Stern in diese braune Hochburg gerattert kamen, rannte sie zu dem besagten Burggraben, schwang sich heroisch-suizidal und flink wie ein Windhund über die Mauer, platschte im Walkürenflug in die Tiefe, die, wie erwähnt, nicht hart wie Kruppstahl, sondern eher weich wie braune Scheisse gewesen sein muss.

Die GIs zogen sie dann raus, säuberten sie, ohne der älteren hysterischen Schachtel etwas anzutun, und kümmerten sich um ihre gebrochenen Haxen, auf denen sie sich dann noch ein paar Dekaden durch die Stadt schleppte.

Meine Grossmutter hat mir diese Geschichte schon als Kind erzählt, und wann immer ich diese Grube sehe, muss ich - lächeln.

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