Montag, 12. April 2004

Pessach, kurz vor Schluss
Es wird langsam Zeit für ein Ritual, das, hm, ein ziemlich seltsames Licht auf die Gesetzestreue der Juden wirft: Das Zurückkaufen des Chamez. Chamez sind die gesäuerten Wahren wie Pasta, Pizza, Bier, eingelegte Gurken, die in einem gläubigen jüdischen Haushalt über Pessach nicht verbleiben dürfen.

Das war früher kein Problem, als es noch keine Kühlschränke und Dosen gab. Gesäuertes war ohnehin bald über dem Jordan, also konnte man getrost zu Beginn von Pessach alles Gesäuerte verbrennen - wenn man es nicht in den üblichen Pre-Pessach-Parties mit Freunden wegass.

Heute würde das konsequente Verbrennen gesäuerter Speisen nicht nur Probleme mit der Brandverordnung mit sich bringen, sondern auch, puh, ich darf gar nicht daran denken, was alles in meinem Kühlschrank, ne, also ECHT NICHT. Mein Kühlschrank ist mitsamt Füllung unantastbar!

Wäre ich jetzt observant und würde mich daran halten, gäbe es 1 Rettung: Der Verkauf des Chamez. Das heisst: Alles Gesäuerte wird zu Beginn von Pessach für einem symbolischen Preis an einen Rabbiner oder an einen nichtjüdischen Verwandten verkauft. Wenn der heutige Tag vorbei ist, kauft man das Chamez wieder zurück. Damit besass man, wie in der Halacha angeordnet, tatsächlich während Pessach kein Chamez.

Klingt wie ein billiger Trick? Pah!



In den einschlägigen Zeitschriften der Ultraorthodoxie werden dafür entsprechende Kaufverträge zur Verfügung gestellt. Applied religion, wenn man so will. Gottes Werk und des Rabbiners Beitrag.

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